5 Fragen an … die theaterpädagogische werkstatt
19/08/2015
Jede Woche ein neues Porträt – das ist das Prinzip unserer Interview-Reihe „5 Fragen an…“. Lernen Sie die von Aktion Hilfe für Kinder langfristig geförderten Projekte besser kennen und erfahren Sie, wie vielfältig die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist. Wir erzählen, wofür die einzelnen Einrichtungen die monatliche Spende von Aktion Hilfe für Kinder verwenden. Viele tolle Angebote für Kinder und Jugendliche werden so erst möglich!
Heute stellen wir unsere fünf Fragen an die theaterpädagogische werkstatt gGmbh (tpw).
In welchem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe engagiert ihr euch?
Die theaterpädagogische werkstatt gGmbh (tpw) macht seit 1994 erfolgreiche Präventionsarbeit mit den Mitteln des Theaters. Mit dem mittlerweile mehrfach erfolgreich evaluierten „Mein Körper gehört mir!“ entstand ein 3-teiliges Programm für Grundschulkinder, das in Spielszenen mit steigender Problemintensität Formen sexueller Gewalt thematisiert. Dabei geht es um die Sensibilisierung der Kinder für ihren Körper und ihre Gefühlswahrnehmung und ihr Recht „Nein!“ zu sagen, wenn etwas unangenehm ist oder ihnen Gefahr droht.
Dieses Theaterkonzept, das neben dem szenischen Spiel viel Raum für Interaktionen mit den Kindern lässt, hat sich bewährt und „Mein Körper gehört mir!“ ist längst zu unserem Klassiker geworden. Mittlerweile spielen es 170 KollegInnen von Hamburg bis Konstanz im 2-Personen-Team an Grund- und Förderschulen – und die Nachfrage steigt.
Präventionsarbeit sollte bei den Eltern ansetzen. Mit „Eltern sein – ein Kinderspiel?!“ haben wir unser erstes Programm für starke Eltern geschaffen. Es richtet sich an Eltern von Kindergartenkindern und thematisiert in kurzen Theaterszenen vertraute Erziehungssituationen und zeigt mögliche Wege auf, wie sich klassische Konflikte zwischen Eltern und Kindern lösen lassen: kreativ, liebevoll, gemeinsam und mit viel Humor.
Neben weiteren thematischen Schwerpunkten wie Sucht, Gewalt, Zivilcourage sehen wir weiterhin unsere zentrale Aufgabe in der Präventionsarbeit gegen sexuelle Gewalt. Im April hatte unser jüngstes Programm Premiere. „Ja! und Nein! und Lass das sein!“ richtet sich an geistig behinderte Menschen unterschiedlichen Alters, die in Betreuungseinrichtungen leben, in Werkstätten arbeiten. Auch hier wird das Thema Selbstbestimmung über den eigenen Körper und das Recht auf Grenzen behandelt.
Die tpw arbeitet langjährig u. a. eng mit regionalen und bundesweit organisierten Beratungsstellen, dem Kinderschutzbund und Kommissariaten zusammen. In vielen Regionen sind Netzwerke entstanden, die „Mein Körper gehört mir!“ als zentralen Bestandteil der Präventionsarbeit einsetzen. Von der Bereitstellung finanzieller Mittel über die fachliche Begleitung der Vorabaufführungen vor Eltern und LehrerInnen bis zur Nachbetreuung der Kinder – die tpw arbeitet Hand in Hand mit ihren PartnerInnen.
Neben dem Engagement verschiedener MitarbeiterInnen in Gremien und Institutionen der Theaterpädagogik ist unsere Geschäftsführerin Anna Pallas langjährig im geschäftsführenden Vorstand der Deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung und -vernachlässigung e.V. (DGfPI) aktiv, einem Zusammenschluss von ca. 800 Fachkräften (Einzelpersonen und Institutionen) aus dem gesamten Bundesgebiet und dem angrenzenden Ausland, die sich gemeinsam zum Ziel gesetzt haben, aktiv für eine Verbesserung des Kinderschutzes einzutreten.
Was macht eure Arbeit so besonders?
Theater ist unser Weg in die Herzen und Köpfe von Kindern und Jugendlichen, zu ihren Sehnsüchten, Sorgen und Fragen. In Zusammenarbeit mit PädagogInnen und PsychologInnen konzipieren wir dafür altersgerechte Programme, in denen sich unser Publikum wiedererkennt. Schon Kinder im Vorschulalter unterstützen wir so spielerisch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Im Schon- und Experimentierraum des Theaters setzen sich Schulkinder und Jugendliche bei uns mit sogenannten Tabuthemen auseinander, machen die Erfahrung von Freundschaft und Vertrauen, Angst und Stärke und begegnen Opfern und TäterInnen. Mit Geschichten und Identifikationsfiguren, im Rollenspiel und Rollentausch, mit Sprache, Musik und viel Humor schärfen wir Blick und Sinne der Kinder und Jugendlichen und ermutigen sie, ihre Gefühle wahrzunehmen, eigene Positionen zu vertreten und unabhängige Entscheidungen zu treffen. Im Rahmen unserer Programme finden wir gemeinsam Lösungen für ganz unterschiedliche Konflikte und entdecken dabei gewaltfreie Werte, die Halt und Orientierung geben. Und nicht zuletzt machen junge Menschen mit uns die Erfahrung, dass Erwachsene für sie da sein können – und wollen.
Wofür setzt ihr die monatliche Unterstützung von Aktion Hilfe für Kinder ein?
Die tpw wird seit vielen Jahren von der Aktion Hilfe für Kinder e. V. unterstützt, um den Einsatz und die Verbreitung von „Mein Körper gehört mir!“ zu fördern. Die Leistungen werden für verschiedene Bereiche eingesetzt. Zu nennen sind dabei u. a.
- die regelmäßige Überarbeitung und Einarbeitung der Inhalte und Darstellungsformen
- Teilnahme der MitarbeiterInnen an Fachtagungen
- Präsentationsveranstaltungen für Multiplikatoren in neuen Regionen
- Bekanntmachung des Programms zum Ziele des Kinderschutzes
- Bereitstellung von Flyern und Broschüren
Um den Erfolg und die Qualität des Programms sowie die hervorragende Akzeptanz bei den Kindern weiterhin zu gewährleisten, wird „Mein Körper gehört mir!“ (wie alle anderen Programme auch) regelmäßig in Hinblick auf die Ergebnisse aktueller Evaluationen und neuester Forschungsstände in Kooperation mit Fachleuten überarbeitet. Hierbei fließen selbstverständlich auch die Erfahrungen, die die Spielteams an den Schulen machen, mit ein.
Weiterbildung ist uns sehr wichtig. Daher findet für alle MitarbeiterInnen jährlich eine interne Fachtagung statt, auf der uns an vier Tagen externe ReferentInnen weiterbilden.
Die tpw ist bestrebt, den Einsatz von „Mein Körper gehört mir!“ weiter zu intensivieren. 2014 haben wir uns verstärkt auf die Region Freiburg/Konstanz konzentriert. Es wurden vor Ort neue KollegInnen antrainiert, die das Programm mit viel persönlichem Einsatz im persönlichen Gespräch, mit Mailings und Telefonaten bei Schulen, Behörden, potentiellen Sponsoren bekannt gemacht und beworben haben, um es dann bei großen Auftaktveranstaltungen zu präsentieren.
Die tpw ist u. a. jährlich auf dem Deutschen Präventionstag mit einem Stand vertreten, an dem FachvertreterInnen und die interessierte Öffentlichkeit Information und Materialien zu unseren Programmen erhalten kann.
Wir sind dankbar für die finanzielle Unterstützung von Aktion Hilfe für Kinder, die hilft, all dies möglich zu machen.
Was sind eure Zukunftspläne? Welche größeren Projekte stehen an?
Neben dem festen Repertoire an Präventionsprogrammen mit dem die MitarbeiterInnen der tpw überwiegend an Schulen und Kindergärten im mobilen Einsatz sind, wird der Bereich der Workshoparbeit weiter ausgebaut. Unsere TheaterpädagigInnen konzipieren Projekte für unterschiedliche Gruppen. Im Herbst startet ein Projekt mit jugendlichen Flüchtlingen, die in Osnabrücker Gemeinschaftsunterkünften leben. Ein über drei Jahre laufendes inklusives Theaterprojekt für Jugendliche mit geistiger Behinderung ist gerade angelaufen. Und in naher Zukunft wird sich auch unser Repertoire erweitern: Unsere Teams planen aktuell Programme zur Genderthematik und zum Thema Toleranz.
Was sagen die Kinder über euch?
Die nachfolgenden Zitate sind Auszüge aus Mails, die Kinder uns über unsere Kinderwebsite www.meinkoerpergehoertmir.de zusenden. Da die AbsenderInnen in der 3. oder 4. Klasse sind, ist ihre Orthographie manchmal sehr fantasievoll.
lieber frank, liebe kathrin.das projekt mein körper gehört mir war toll.ich hofe ich vergesse euch nicht. viele liebe grüsse wünscht euch eure nele. ps. ich habe mir die körper seiten schon angekukt.sie sind echt toll.
Ich finde euch super am Liebsten hätte ich euch ein ganzes Jahr lang!!!!!! =) Eure Ronja aus der 4a!!!!!!!!!!!!!!!!
Hallo ben und miriam ich wollte euch noch einmal sagen das ich es toll fande das ihr da wart ich habe viel gelernt wegen den sexuallen missbrauch danke. Maya
Hallo rolf und ulrike ich habe vieles von euch beiden gelernt und weiß jetzt was sexualer missbrauch ist Schuldigung wenn ich einbischen beim wort Penis gelacht habe. Viele grüße eure sinem.
Ich fand das Theater toll ich vermisse euch sehr es war immer witzig ihr wart einfach super toll ihr seid mir ans Herz gewachsen; macht weiter damit. eure Elke aus der 4b
hallo andreas und anna wir vermissen euch sehr wir hoffen das ihr ein lustiges leben habt.wie geht es euch ich fant euch sehr nett.ich hoffe ihr seit mit eurer arbeit zufriden. Melis
Wir sind mit unserer Arbeit sehr zufrieden!
Hier geht es zur Internetseite der theaterpädagogischen werkstatt.