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5 Fragen an… Straßenkinder e.V.

02/06/2015

Jede Woche ein neues Porträt – das ist das Prinzip unserer Interview-Reihe „5 Fragen an…“. Lernen Sie die von Aktion Hilfe für Kinder langfristig geförderten Projekte besser kennen und erfahren Sie, wie vielfältig die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist. Wir erzählen, wofür die einzelnen Einrichtungen die monatliche Spende von Aktion Hilfe für Kinder verwenden. Viele tolle Angebote für Kinder und Jugendliche werden so erst möglich!

Heute stellen wir unsere fünf Fragen an Straßenkinder e.V.

 

In welchem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe engagiert ihr euch?

 

Wir arbeiten einerseits seit dem Jahr 2000 im Bereich der aufsuchenden Straßensozialarbeit und andererseits bieten wir Kindern in unserem „Kinder- und Jugendhaus BOLLE“ in Marzahn seit 2010 einen festen Anlaufpunkt.

Bei der Straßensozialarbeit kümmert sich unser Streetwork-Team um Kinder und Jugendliche ab ca. 14 Jahren, die aus der gesamten Republik stammen und in Berlin auf der Straße leben. Wir helfen ihnen, einen Weg zurück in die Gesellschaft zu finden. Unser Team ist mit einem Beratungsfahrzeug unterwegs. Wir fahren zu verschiedenen Plätzen, an denen sich die Kinder und Jugendlichen aufhalten. Dort bieten wir Beratungsgespräche an, bringen zwei Mal in der Woche warmes Essen mit, verteilen Schlafsäcke und Hygieneartikel.

Straßeneinsatz am Alexanderplatz
(c) Straßenkinder e.V.

Auf diese Weise kommen wir mit den Klienten – so nennen wir die Jugendlichen – in Kontakt und können Sie zum Beispiel in unser Begegnungscafé „Streetworkstatt“ in der Warschauer Straße einladen. Oder wir vereinbaren mit ihnen Termine für Amtsgänge, suchen nach Maßnahmen, wie wir an den Hilfeplan vom Jugendamt anknüpfen können oder stellen einen Kontakt zum Jobcenter her. Wir helfen dann natürlich auch beim Ausfüllen von Anträgen, die oft eine große Hürde darstellen. Jeden Tag erreichen wir mit unserer Straßensozialarbeit 60 bis 80 Klienten.

Das Kinder- und Jugendhaus BOLLE bietet Kindern im sozialen Brennpunkt Marzahn eine Perspektive. Laut Sozialatlas sind in diesem Stadtteil 60 – 80 % der Menschen Hartz IV-Empfänger. Deswegen liegt unser Fokus hier auch auf den Themen Kinderarmut und Bildungsarmut. Wir sind überzeugt, dass man beides nur verbessern kann, wenn Kinder wieder positiv in die Zukunft schauen können. Anders gesagt: Wir bekämpfen Kinderarmut durch die Bekämpfung der Bildungsarmut.

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(c) Straßenkinder e.V.

Im „BOLLE“ schaffen wir daher eine Umgebung, in der Bildung auf eine Weise vermittelt wird, die die Kinder auch aufnehmen können. Gemeinsam entwickeln wir die Fähigkeiten der Kinder, entdecken mit ihnen ihre Interessen und fördern sie. Ziel ist ein Schulabschluss, dann einen Praktikumsplatz oder noch besser eine Ausbildungsstelle zu finden. Denn nur so erhalten die Kinder die Möglichkeit, ihr Leben selbst zu gestalten und eigene Lebensperspektiven zu entwickeln. Im Kinder- und Jugendhaus BOLLE ist derzeit Platz für 120 Kinder und Jugendliche.

 

Was macht eure Arbeit so besonders?

 

Wir sind die einzige Einrichtung, die sich gleichzeitig um die Themen Straßenkinder, Kinderarmut und Bildungsarmut kümmert. Für uns gibt es da einen sehr engen Zusammenhang. Die Klienten auf der Straße kommen nämlich häufig aus den Problemkiezen. Wir sind überzeugt, dass man durch gute Angebote für Kinder in sozialen Brennpunkten verhindern kann, dass sie später auf der Straße landen.

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(c) Straßenkinder e.V.

Wir versuchen alles, um die Kinder und Jugendlichen, mit denen wir im „BOLLE“ wie auch auf der Straße zusammenarbeiten, zu ermutigen. So wollen wir gemeinsam Tiefschläge aus der Schule kompensieren und ihnen vermitteln, dass sie es schaffen können. Wir arbeiten zum Beispiel mit Motivations-Coachs zusammen. Wichtig sind aber auch die erlebnispädagogischen Ausflüge und Ferienfreizeiten, da gehen wir klettern oder machen eine Kanu-Tour. Die Sport-AG nimmt an Turnieren teil – erst kürzlich hat unsere Mädchen-Fußball-Gruppe einen Pokal gewonnen! In der Film- und in der Tonwerkstatt können unsere Klienten kreativ werden. Alles das sind Angebote, an deren Ende ein Erfolgserlebnis stehen kann. Die erlebnispädagogischen Angebote sind häufig Schlüsselerlebnisse. Die Kinder und Jugendlichen merken: „Ich kann was!“ oder „Ich krieg was fertig.“ Darauf können wir dann aufbauen und gemeinsam Social Skills entwickeln.

 

Wofür setzt ihr die monatliche Unterstützung von Aktion Hilfe für Kinder ein?

 

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(c) Straßenkinder e.V.

Das Geld fließt vor allem in den warmen Mittagstisch. Unser Koch bereitet täglich Mahlzeiten für die Kinder und Jugendlichen im „BOLLE“ vor und zwei Mal pro Woche auch für die Streetwork-Klienten. Pro Jahr benötigen wir insgesamt allein 25.000 € für die Lebensmittel! Wir sind froh, dass Aktion Hilfe für Kinder dazu einen Beitrag leistet. Im Moment stecken wir aber auch einen Teil der Gelder in bauliche Maßnahmen.

 

Was sind eure Zukunftspläne? Welche größeren Projekte stehen an?

 

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(c) Straßenkinder e.V.

Unser Bauprojekt „660m² Zukunft für Kinder“ nimmt nun endlich Gestalt an! Nach einer langen Planungsphase, die uns viel Aufmerksamkeit abverlangt hat, wird nun endlich gebaut: Das Kinder- und Jugendhaus BOLLE bekommt einen Erweiterungsbau, der spätestens im Juni 2016 eröffnet werden soll. Wir verfügen dann über ein umfangreicheres Raumkonzept als bisher. Der Bestandsbau – der auch noch saniert wird – wird zum Kinder-Bereich für die 5- bis 10-Jährigen. Im Neubau gibt es einen Teenie-Bereich für 11- bis 13-Jährige und einen Jugend-Bereich für 14- bis 18-Jährige. So können wir individuell auf die Bedürfnisse der verschiedenen Altersklassen eingehen. Es wird zwei Musikräume geben, einen Proberaum und einen Fitnessraum. Neben einem Teenie-Café und einem Jugend-Café gibt es auch Räume für Familienberatung sowie eine Notunterkunft.

 

Was sagen die Kinder über euch?

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(c) Straßenkinder e.V.

Nach vier Tagen Freizeit hatten wir unsere „Streetworkstatt“ wieder geöffnet. R., 17 Jahre, wartete bereits vor unserer Tür und sagte: „Heute habe ich endlich wieder einen Grund aufzustehen.“

 

Neulich bei der Essensausgabe: „Fettes Dankeschön, dass es Euch gibt – danke! Ich bin Straßenkind und froh, etwas geschenkt zu bekommen.“

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(c) Straßenkinder e.V.

 

C., 19 Jahre, fuhr mit unserem Team auf Freizeit. Neben vielen Aktivitäten und Erlebnissen haben wir auch am Abend gemeinsam Lagerfeuer und Stockbrot gemacht. Chris erlebte dies das erste Mal in seinem Leben, denn vorher hatte ihm das noch nie jemand gezeigt.

 

Monique, 7 Jahre, sagt: „Ich liebe BOLLE, weil ich hier lernen kann.“

 

Hier geht es zur internetseite von Straßenkinder e.V.

 

 

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