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…an das Clowntheater Trulli aus Singen

17/02/2015

Jede Woche ein neues Porträt – das ist das Prinzip unserer Interview-Reihe „5 Fragen an…“. Lernen Sie die von Aktion Hilfe für Kinder langfristig geförderten Projekte besser kennen und erfahren Sie, wie vielfältig die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist. Wir erzählen, wofür die einzelnen Einrichtungen die monatliche Spende von Aktion Hilfe für Kinder verwenden. Viele tolle Angebote für Kinder und Jugendliche werden so erst möglich! Heute stellen wir unsere fünf Fragen an das Clowntheater Trulli:

 

In welchem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe engagiert ihr euch?

Clowntheater Trulli_100 x 200 pxSeit über 10 Jahren spielen wir, Gabriele und Thomas Tröller, über unser interaktives Clowntheater Trulli als ausgebildete GesundheitsClowns mit Kindern und Jugendlichen aller Altersklassen, die körperlich, geistig, psychisch oder mehrfach behindert sind. Wir arbeiten projektbezogen im Schulkindergarten für geistig- und mehrfachbehinderte Kinder, in der Tagesgruppe eines Kinderheimes mit verhaltensauffälligen Kindern und in einer Heimsonderschule für seelenpflegebedürftige Kinder und Jugendliche.

 

Was macht eure Arbeit so besonders?

Clowntheater
(c) Clowntheater Trulli

Kinder lieben Clowns und sind somit uns gegenüber sehr offen und begeisterungsfähig. Als Clowns haben wir die Möglichkeit, völlig wertfrei und gelassen den Kindern und Jugendlichen zu begegnen. Unser Agieren findet auf der sozial-emotionalen Ebene statt, auf der es keine vorher festgelegten Ziele zu verfolgen gilt, außer als höchste Priorität die Lebensfreude zu wecken. Clowns machen in diesem Sinn keine Therapie, sondern sie wirken therapeutisch.

Die Kinder erfahren sich in der Interaktion mit den Clowns. Ein Clown steht auf der gleichen oder niedrigeren Ebene wie das Kind, sodass hier das Kind die Möglichkeit erhält, seine sozialen Kompetenzen zu erkennen und zu erweitern. Es wird hilfsbereit, wächst über sich hinaus, erfährt seine Kreativität, kann Grenzen überwinden und Hemmungen und Ängste abbauen. Das Selbstvertrauen wird gefördert.

Durch die Tollpatschigkeit und das ständige Scheitern des Clowns kann das Kind gleichfalls seine Persönlichkeit entwickeln, durch Finden unterschiedlicher Lösungswege und Betrachten von Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln. Dies stärkt natürlich auch die Selbstsicherheit. Im Spiel mit den Clowns kann sich das Kind frei entfalten. Seine Fröhlichkeit, Freude und sein Lachen wird geweckt. Es hat die Möglichkeit seine Gefühle auszudrücken, kann Aggressionen abbauen und darf Fehler begehen. Die Kinder machen mit den Clowns Sachen, die sonst „verboten“ sind, wie über Stühle und Tische zu steigen, was sich zum Beispiel wiederum positiv auf die Aufmerksamkeit, Wachheit und Förderung der motorischen Fähigkeiten auswirkt.

Das Kind lernt in unterschiedlichen Bereichen ohne zu merken, dass es lernt, mit viel Freude und großer Motivation. Diese Erfahrungen kann das Kind  in seinen Alltag übertragen.

 

Wofür setzt ihr die monatliche Unterstützung von Aktion Hilfe für Kinder ein?

Die monatliche Unterstützung von Aktion Hilfe für Kinder setzen wir in drei Projekten ein, in denen wir regelmäßig je zwei Mal im Monat als Clowns zu Besuch kommen.

Clowntheater
(c) Clowntheater Trulli

Unser längstes Projekt, in dem wir seit über 10 Jahren tätig sind, ist im Schulkindergarten Lindenhain, für geistig- und mehrfachbehinderte Kinder in Singen. Seit Jahren unterstützt uns Aktion Hilfe für Kinder, sodass die Besuche der Clowns fester Bestandteil des Angebots der Institution werden konnten. Hier arbeiten wir einzeln oder in Kleingruppen mit den Kindern. Zu bestimmten Anlässen führen wir auch kleine themenbezogene Clowntheaterstücke für alle Kinder und Fachkräfte auf.

Wichtig ist uns auch das Projekt in der Tagesgruppe des Kinderheimes Peter & Paul in Singen, in dem wir 3- bis 6-jährige Kinder begleiten. Hier arbeiten wir ausschließlich im Einzelkontakt mit dem Kind. Gerade bei sehr verhaltensauffälligen Kindern erfahren wir immer wieder, wie der Clown zum verlässlichen Freund wird.

Seit Januar 2014 bietet uns Aktion Hilfe für Kinder die Möglichkeit, regelmäßig das Haus am Mühlebach zu besuchen, eine private Heimsonderschule für seelenpflegebedürftige Kinder und Jugendliche. Dies ist eine große Herausforderung für uns, da wir jetzt mit Jugendlichen agieren können.  Es hat sich herausgestellt, dass sie das Angebot mit großer Begeisterung und Freude annehmen.

 

Was sind eure Zukunftspläne? Welche größeren Projekte stehen an?

Es steht eine Anfrage von einer Lehrerin der hiesigen Schule für geistig- und mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche über ein längerfristiges Projekt in der Schule an. Wir freuen uns sehr über das Interesse der Schule an unserer Arbeit, da wir hier unser angefangenes Wirken im Schulkindergarten Lindenhain fortsetzen und die Kinder über einen langen Zeitraum begleiten könnten. Dies würde natürlich auch den Übergang vom Kindergarten zur Schule erleichtern, da die Kinder wieder auf „ihre altbekannten“ Clowns treffen würden.

 

Was sagen die Kinder über euch?

Clowntheater
(c) Clowntheater Trulli

Kinder, die sich teilweise sehr schlecht verständigen und verbal äußern können, versuchen zu Hause mitzuteilen, bei wem sie heute waren. So erzählte ein Mädchen mit Down-Syndrom begeistert seiner Mutter: „ Lown –Lown“.

Auch war ein Ereignis vor einigen Jahren, direkt vor den Sommerferien sehr berührend. Ein Junge, nennen wir ihn Marcel, saß am Tisch bei seiner Erzieherin und war sehr in sich gekehrt. Tränen kullerten über seine Wangen. Auf Nachfragen der Erzieherin was los sei, antwortete Marcel: “Jetzt kann ich nie mehr zu den Clowns. Ich komme ja in die Schule.“ Es war das erste Mal während der gesamten Zeit, in der Marcel die Tagesgruppe besucht hatte, dass er eine Emotion zeigte. Für ihn war es normal Situationen anzunehmen ohne eine Regung zu zeigen, denn er wusste nie was der Tag bringen würde, z. B. ob er zu Hause etwas zu essen bekommt. Er hatte gelernt, dass es besser war, keine Gefühle oder Bedürfnisse aufkommen zu lassen. Diese Tränen berühren uns zutiefst und geben uns die Bestätigung, dass wir die Herzen der Kinder erreichen.

Andererseits kann es sein, gerade bei Kindern im Kinderheim, dass die Kinder das Zusammensein mit dem Clown wie einen inneren Schatz hüten, wie ein wunderbares Geheimnis, das sie nur für sich behalten und nicht preisgeben.

Clowntheater
(c) Clowntheater Trulli

Vor einiger Zeit sind wir privat und ohne rote Nasen einem Jungen, den wir einige Jahre im Sonderschulkindergarten bis zur Einschulung begleitet hatten und der uns seit 3 Jahren nicht gesehen hatte, bei einem öffentlichen Fest begegnet. Er saß am Feuer. Als wir uns zu ihm setzten und fragten, ob er uns noch kennt, rief er über die ganze Wiese, sodass uns die Aufmerksamkeit aller Anwesenden gewiss war: „Papa, Papa, da sind meine alten Clowns!“ und fragte im Gegenzug: „Warum kommt ihr eigentlich nicht auch mal an meine Schule?“

 

 

 

 

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