Für seelische Stärke bei Cerebralparese
28/10/2025
Psychische Gesundheit von Kindern mit besonderem Bewegungsförderungsbedarf
Bewegung ist ein wichtiger Baustein in der Förderung und Aufrechterhaltung der psychischen Gesundheit von jungen Menschen. Eine noch höhere Bedeutung erhält sie bei Kindern, die Hilfe von ihren Mitmenschen brauchen, um sich bewegen zu können: Bei jungen Menschen mit einer infantilen Cerebralparese sind seit Geburt oder früher Kindheit nur bestimmte Teile ihres Gehirns funktionsfähig. Sie leben oftmals mit Lähmungen sowie motorischen, kognitiven und sensorischen Beeinträchtigungen.
Schritt für Schritt kleine Seelen schützen
Bewegung fördert neben den motorischen Fähigkeiten die sozialen, emotionalen und kognitiven Kompetenzen. Wenn Kinder und Jugendliche täglich mindestens 60 Minuten aktiv sind, steigen die Chancen, besser mit den Herausforderungen ihres Alltags leben zu können und sich in der umgebenden Lebenswelt sicherer zu fühlen. Das besagen Studienergebnisse der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Weiterhin lassen Forschungen in Bezug auf Kinder mit Cerebralparese erkennen, dass das sich entwickelnde Gehirn eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Reorganisation und Kompensation zeigt. Durch gezielte, intensive Stimulation kann diese gemäß der Studienergebnisse gefördert werden.
Aus diesem Grund haben vielfältige, etablierte Therapiekonzepte für junge Menschen mit der Diagnose infantile Cerebralparese beispielsweise zum Ziel, die Bewegungsfähigkeit zu verbessern, das Erlernen neuer Bewegungsmuster zu ermöglichen und die Entwicklung von Sprache und kognitiven Fähigkeiten zu beschleunigen. All diese Effekte können in Summe dazu beitragen, die Lebensqualität und damit auch das individuale Wohlbefinden zu verbessern.
Bewegende Behandlungskonzepte – für mehr Lebensqualität
Ein Bestandteil therapeutischer Maßnahmen bei Kindern und Jugendlichen mit der Diagnose infantile Cerebralparese ist die Physiotherapie. Entsprechende Behandlungskonzepte legen den Fokus dabei sowohl auf physische als auch psychische, emotionale und soziale Aspekte (World Physiotherapy, 2019). Bei der Betreuung im psycho-emotionalen und psycho-sozialen Bereich sollte gemäß einer erhobenen Leitlinie (Strassburg, 2004) auf folgende Felder Acht gegeben werden:
~ Konstruktive Zusammenarbeit mit den Eltern
~ Motivation von Eltern, Therapeut:innen und Patient:innen
~ Emotionale Kompetenz und Ausgeglichenheit
~ Kommunikationsfähigkeit
~ Konzentration
~ Eltern-Kind-Beziehung
~ Situationsadäquate, realistische Mitbehandlung
~ Kooperation mit Therapeut:innen und anderen betreuenden Einrichtungen
~ Besonderheiten des sozialen Umfeldes sowie besondere soziokulturelle Faktoren
~ Verständigung zwischen den Eltern
~ Familiäre Situation – beispielsweise von Geschwisterkindern
~ Teilhabe und Stützen der Familie durch Beantragung von Hilfen – beispielweise Pflegegeld
Systemisch, synergistisch, stärkend
Eine konkrete Behandlungsform, mit der eine verbesserte Bewegungsfähigkeit und Lebensqualität von Kindern mit Cerebralparese erreicht werden soll, ist beispielweise die Neuroaktive Reflextherapie (NART). Durch eine hohe Intensität und Kombination verschiedener, langjährig anerkannter physiotherapeutischer Methoden werden im Rahmen dieses Behandlungskonzeptes starke Synergieeffekte erreicht. Eingesetzt werden dabei sowohl neurophysiologische Behandlungen, z. B. nach den Konzepten von Bobath oder Vojta, als auch klassische Krankengymnastik wie aktives/passives Mobilisieren des Bewegungsapparates, manuelle Therapie, Krafttraining, Laufbandtraining usw. (Karch, et al., 2004, S. 3ff.) Die Philosophie der NART zielt auf eine positive Wirkung von Bewegung auf den Körper ab.
Ein Meilenstein im Bereich der Wissenschaftsförderung ist unser Stiftungsprojekt NART-Studie. Diese erforscht die Wirksamkeit der NART. Durchgeführt und begleitet wird die Studie von unserem Kooperationspartner, dem Therapiezentrum für Kinder und Erwachsene in Bremen. Mittels evaluierter Erkenntnisse geben wir Kindern mit neurologisch bedingten Bewegungsstörungen die Chance, ihre eigenen Potentiale ausschöpfen zu können.
Veranstaltungstipp:
Cerebralparese: Akzeptanz und emotionale Stärkung (4)
4. Termin der Veranstaltungsreihe CP des Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e.V. (bvkm)
Mittwoch, 12.11.2025 – 20:00 bis 22:00 Uhr
Online
Zielgruppe: Eltern von betroffenen Kindern und Jugendlichen
Anmeldung bis zum 3.11.2025 erwünscht
Kostenlos
Mehr Informationen zur Online-Veranstaltung
Quellen:
Karch, D., Boltshauser, E., Göhlich-Ratmann, G., Gross-Selbeck, G., Pietz, J., & Schlack, H.-G. (2004). Physiotherapie auf neurophysiologischer Grundlage nach Bobath und Vojta bei Kindern mit zerebralen Bewegungsstörungen. In K. F. Steinlin M, Aktuelle Neuropädiatrie. Nürnberg: Novartis Pharma Verlag. Abgerufen am 26. September 2021 von Stellungnahme der Gesellschaft für Neuropädiatrie und der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin: https://www.dgspj.de/wp-content/uploads/service-stellungnahmen-vojtabobath-2004.pdf
Strassburg, H. (2004). Behandlungskonzept bei Kindern mit infantiler Cerebralparese.
https://www.dgspj.de/wp-content/uploads/service-archiv-leitlinie-icp-2004.pdf
World Physiotherapy. (2019). Description of physical therapy. Abgerufen am 26. September 2021 von https://world.physio/sites/default/files/2020-04/PS-2019-Description-of-physical-therapy.pdf
