Wenn Hilfe Halt gibt: Die Bedeutung sozialer Schutzfaktoren
27/05/2025
Wer Kinder und Jugendliche stärken will, muss ihr soziales Umfeld im Blick behalten. Das zeigen zahlreiche Studien, die sich mit den sogenannten sozialen Schutzfaktoren beschäftigen. Gemeint sind Einflüsse aus dem Umfeld, die junge Menschen in schwierigen Situationen schützen und ihre Entwicklung fördern. Warum sind sie für die Entwicklung so entscheidend? Ein Blick in die Forschung gibt Antworten – und zeigt, wie sehr wie alle aufeinander angewiesen sind.
Soziale Unterstützung beschränkt sich nicht nur auf die Familie. Auch Freund:innen, Lehrer:innen oder andere Erwachsene können zu wichtigen Bezugspersonen werden. Entscheidend ist nicht die Menge der Kontakte, sondern wie hilfreich, vertrauensvoll und verlässlich diese Beziehungen erlebt werden. Soziale Unterstützung kann emotional sein, etwa durch Trost und Verständnis, praktisch, wenn jemand bei Problemen hilft, oder informativ, indem Ratschläge und Wissen geteilt werden.
Positive Effekte auf die psychische Gesundheit
Studien unterscheiden zwischen wahrgenommener und tatsächlich erhaltener Unterstützung. Auch das Bedürfnis nach Hilfe und die Suche danach spielen eine Rolle. Manche Kinder profitieren schon davon, zu wissen, dass sie im Notfall jemanden ansprechen könnten. Andere brauchen konkrete Hilfe, um Krisen zu meistern.
Die Forschung zeigt: Kinder und Jugendliche, die soziale Unterstützung erfahren, entwickeln seltener depressive Symptome und kommen besser durch belastende Lebensphasen. Besonders wertvoll ist die Erfahrung, dass mindestens eine Person bedingungslos zu ihnen steht – unabhängig davon, ob es sich etwa um ein Elternteil, Geschwisterteil oder eine Lehrkraft handelt.
Die Rolle von Vorbildern
Doch die Forschung zeigt auch Grenzen auf: Wenn das Leben von zu vielen negativen Ereignissen geprägt ist, reicht selbst das stärkste Netzwerk manchmal nicht aus. Und nicht jede Form von Hilfe ist automatisch ein Segen. Unterstützung aus dem Freundeskreis kann sogar problematisch sein, zum Beispiel, wenn sie antisoziales Verhalten eher stabilisiert als verändert. Auch profitieren nicht alle Kinder und Jugendlichen gleichermaßen. Alter, Geschlecht, persönliche Erfahrungen und die Art der Unterstützung spielen eine Rolle. So kann es sein, dass Hilfe, die sich eigentlich an die Eltern richtet, indirekt auch den Kindern zugutekommt – oder eben nicht, wenn sie nicht passend ist.
Besonders wertvoll ist eine Beziehung zu einem Erwachsenen außerhalb der Familie, der als Vorbild dient. Studien zeigen, dass solche Mentor:innen die Entwicklung und Widerstandskraft fördern. Für Mädchen im Jugendalter war zum Beispiel ein:e Lehrer:in als Vertrauensperson ein wichtiger Faktor für den späteren Erfolg.
Die Forschung macht deutlich: Soziale Unterstützung ist ein komplexes Thema, das sich nicht auf einfache Formeln reduzieren lässt. Sie kann helfen, stärken, manchmal aber auch unerwünschte Effekte haben. Entscheidend ist, wie Beziehungen gestaltet werden – ehrlich, verlässlich und auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt. Denn manchmal reicht schon das Wissen, nicht allein zu sein, um neue Kraft zu schöpfen.
Foto: Pexels/Arina Krasnikova